Warum ich mich nicht mehr ‚UX Designer‘ nennen mag.

Neulich hatte ich wieder einen Fall, bei dem ein SaaS (Software as a Service) Produkt, welches sogar mal einen Designpreis bekommen hat, ganz fiese Fails und Bugs aufwies. Nicht das erste mal übrigens. So fies, das ich den halben Nachmittag damit verbracht habe, Dinge nachzukontrollieren, den Support zu kontaktieren etc.

Schon blöd, denn Software soll den Menschen ja bekanntlich in seiner Arbeit unterstützen und ihm das Leben erleichtern, right?
Nun, dies war da ganz und gar nicht der Fall. Man fühlte sich gezwungen, diese Software zu kontrollieren, nachzukontrollieren, wie einen schlampigen Azubi und: guess what? Wie ist wohl die soviel angepriesene und wörtlich mißbrauchte USER EXPERIENCE? Kann ich sagen: Im Keller. Aber ganz tief.

Meine Nutzererfahrung ist überschattet von düsteren Wolken und Spinnweben, wenn ich nur an das Produkt denke, wenn ich wieder etwas damit machen muss, und ich mich von vornherein frage wie viel Arbeit mich wohl dann zusätzlich erwartet?
Tja, soviel zu ‚User Experience Design‘ Auch wenn die Bugs und Fehler eventuell im Entwicklungsbereich verankert sind, betrifft dies sehr wohl meine ‚Experience‘ Ladies und Gentlemen.

Und genau deshalb habe ich echt keine Lust mehr, mich ‚User Experience Designer‘ zu nennen.

Wir ‚UX Designer‘ beraten nur und geben Empfehlungen nach bestem Wissen und Gewissen ab und: diese Empfehlungen gehen sehr wohl in andere Bereiche (interdisziplinär yeah!) wie z.B. die des Developments oder Marketings über und – last but not least hängt es am Kunden. Nein, wir können uns eigentlich gar nicht so nennen. Weil wir die Erfahrung nicht ‚alleine‘ ‚designen‘ – und das auch nicht können.

Wir ‚UX Designer‘ sagen: ‚Testet‘ – Nobody cares. Wir sagen: ‚Betreibt User Research‘ – Nobody cares. Wir sagen: ‚Schaut auf die Messdaten‘ – Nobody cares.

User Experience betrifft das ganze Produkt. Nicht nur die Typo Auswahl, die Farben, und die Tatsache, das irgendwann einmal Wireframes existiert haben.
Des weiteren sollten wir uns das nächste mal noch einmal eigehend über die Definition von ‚Design‘ – ich verweise auf den Designpreis‘ s.o.– unterhalten.

In dem Sinne, schönes Wochenende. Ihre Stefanie Kegel, laut neuestem Buzzword Bingo: User Experience Consultant.

2 Antworten zu „Warum ich mich nicht mehr ‚UX Designer‘ nennen mag.“

  1. Ich bin ja selbst „nur“ Developer. Meiner Meinung nach liegt das Problem in der Firmenkultur UND den Schnittstellen zwischen den Schubladen (Designer, Developer, Manager, Projektleiter). Hier kommt es wirklich auf „Zusammenarbeit“ an und nicht sich Tickets gegenseitig zuzuweisen. Die Bereiche sind eben nicht sauber Trennbar und Developer mit Erfahrung im Gestalterischen und umgedreht sind eben klar im Vorteil. Zumindest Interesse für den jeweils anderen Bereich muß da sein, daß sehe ich aber in der Praxis kaum.

  2. ’nur‘? Developer haben wahrscheinlich ganz ähnliche Probleme. Und ja es ist de facto ein Schnittstellenproblem. Man sollte diese bereiche gar nicht trennen, es ist total kontraproduktiv. Aber ich sehe auch ein Problem bei der Wahrnehmung der Berufe. Wir beraten alle, und das ist bei den Kunden oftmals noch nicht angekommen. Design hat da ein spezielles Problem, da es immer noch mit ‚mach mal hübsch‘ verwechselt wird – trotz Bauhaus & co.

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